Familien in Pandemie nicht finanziell schwächen
In der Zeit der Pandemie seien viele Familien an den Rand ihrer Belastbarkeit gebracht worden. Vor diesem Hintergrund hat das Forum Beziehung, Ehe und Familie der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) jüngste sozialpolitische Vorstöße hinterfragt, die den finanziellen Druck weiter erhöhen würden. In einer Stellungnahme zum "Tag der Familie" (15. Mai), wandte sich Forums-Vorsitzende Luitgard Derschmidt am Freitag explizit gegen den Vorschlag der Wirtschaftskammer, das Arbeitslosengeld zu kürzen und die Zumutbarkeitsbestimmungen zu verschärfen. In einer Zeit zunehmender Armutsgefährdung sei dies "reiner Zynismus", ebenso die Idee, jede und jeder müsse bereit sein, jegliche Arbeit irgendwo in Österreich anzunehmen.
Derschmidt erinnerte an das Motto des diesjährigen Tages der Familie "Mehr Familie - in die Zukunft, fertig, los", das nicht nur für besser gestellte Familien gelten dürfe. In einem reichen Land wie Österreich seien 18 Prozent der Minderjährigen bis 19 Jahre armutsgefährdet. Die Folgen der Corona-Krise könnten diese hohe Zahl weiter steigen lassen. Die geforderte Flexibilität bei der Arbeitssuche habe für Eltern Grenzen, wies die Forums-Leiterin hin: "Was bedeutet es für Familien, wenn der Vater von Wien z. B. nach Vorarlberg arbeiten gehen soll? Soll die Familie nachziehen, die Frau ihren Job aufgeben, die Kinder die Schule wechseln, alle Beziehungen abbrechen und in völlig neuer Umgebung neu anfangen müssen?" Es sei enorm schwer für Familien, halbwegs leistbare Wohnungen in einer zumutbaren Qualität zu finden, so Derschmidt.
Das KAÖ-Forum erneuere daher seine Forderung, eine Familienverträglichkeitsprüfung aller Gesetze und Maßnahmen einzuführen, die stark in das Leben der Familien eingreifen. Die Wirtschaft dürfe im menschlichen Leben nicht in allem Vorrang haben.
Als ein akutes Problemfeld verwies Derschmidt auch auf die "beängstigende Zunahme von häuslicher Gewalt und der Zahl der Frauenmorde", die verstärktes Augenmerk auf die Situation in Beziehungen und Familie erforderten. Es sei wichtig, sofort umfassende Schutzmaßnahmen zu ergreifen, ebenso notwendig sei es aber auch, sich mit den Gründen der Gewalt zu befassen. Oft stünden materielle Not und ausweglose Situationen im Hintergrund, führte die Familien-Expertin aus. "So wenig das entschuldbar ist, so wichtig wäre es aber auch, das Frauen- und Männerbild und das Verständnis des Zueinander der Geschlechter zu hinterfragen." Das Forum Beziehung, Ehe und Familie habe gemeinsam mit der ebenfalls der Katholischen Aktion angehörenden Katholischen Frauenbewegung und der Katholischen Männerbewegung einen Prozess zu umfassender Geschlechtergerechtigkeit gestartet, in dem eine fundierte Analyse der Situation und der Ursachen erstellt und daraus Konsequenzen für Veränderungen im gesellschaftlichen Zusammenleben formuliert werden solle, so Derschmidt.
Kritische Anmerkungen machte die Forums-Vorsitzende über die zunehmende Missachtung und Verrohung der Sprache auch in der Politik, die verbreitete Abwertung von Schwächeren sowie über die Gewalt in der Erziehung, die allesamt den "Nährboden" für das hohe Aggressionspotenzial bildeten. "Die sogenannte 'g'sunde Watschen' wird in ihrer wahren, leider oft auch sehr nachhaltigen Wirkung noch immer von vielen nicht erkannt", forderte Derschmidt Elternbildung als Mittel der Prävention.
Quelle: Presseaussendung des Forum Beziehung, Ehe und Familie der Kath. Aktion Österreich